Haste mal ne Mark?

Toronto ist pleite. Oder zumindest klamm. Der Haushalt der Stadt beträgt 7,7 Milliarden kanadische Dollar und es fehlen 500 Millionen. In solchen Momenten hat so ziemlicher jeder ein oder zwei gute Ratschläge, wie das Problem in den Griff zu bekommen sei. Zum Beispiel die Subventionen für Theater streichen, bringt glatt 2 Millionen. Das ist nicht wirklich viel, aber man muss ja mal den Anfang machen. Wozu braucht eine Stadt schon Kultur? Es gibt nämlich ein sehr erfolgreiches Beispiel dafür, wie man ganz ohne auskommen kann, direkt in der Nähe: Mississauga. Niemand hat je von dieser Stadt gehört, die mit rund 700.000 Einwohnern immerhin die sechsgrößte in Kanada ist. Und wenn man einmal da war, weiß man auch warum.

Gerolds Büro ist in Mississauga und die ersten fünf Monate haben wir dort in einem möblierten Apartment gewohnt. Mississauga ist die hässlichste Stadt, die ich je gesehen habe (bis dahin dachte ich immer, das sei Bielefeld) und der Grund dafür, dass ich bis zu unserem Umzug nach Toronto 600,- Euro für ein Rückflugticket nach Deutschland im Koffer versteckt hatte. Aber Mississauga ist schuldenfrei und das schon seit vielen Jahren. Das liegt daran, dass in Mississauga Prioritäten gesetzt werden. Es gibt keine Theater und keine Museen. Es gibt auch kein Stadtzentrum, das zum Bummeln einlädt. Oder weitläufige Parkanlagen, in denen man sich vom Arbeitsalltag erholen kann. Dafür gibt es breite Strassen, um zu den vielen Shopping Malls zu fahren und grosse Parkplätze davor, um nicht weit gehen zu müssen. Radwege gibt es nicht und Bürgersteige hören zwischendurch einfach auf, aber man kann eben nicht alles haben.
Der Tipp der 85-jährigen Bürgermeisterin von Mississauga an den Bürgermeister von Toronto lautet: Run the city like a business.